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Fragen an die Region

Fragen an die Region

Unternehmergeist hat unsere Region zu dem gemacht, was sie ist. Aber werden wir auch in Zukunft noch erfolgreich sein? Corona Feederle, Geschäftsführerin von feco, und Matthias Hümpfner, Vorstandsvorsitzender der Volksbank pur, beantworten uns diese Fragen aus ihrer Perspektive.

 

Frau Feederle, Herr Hümpfner, sind wir noch immer eine der Regionen Deutschlands, die für ihren besonderen Unternehmergeist stehen?

Corona Feederle (CF): Ganz bestimmt. Es ist bemerkenswert, wie die IT-Wirtschaft die Region Karlsruhe prägt, über 40 Prozent der Gewerbesteuer kommen aus dieser Branche. Tendenz steigend. Deshalb gibt es viele junge, aber auch große Unternehmen in der Region, die es vor einiger Zeit hier noch nicht gab.


Corona Feederle, Geschäftsführerin feco

Corona Feederle, Geschäftsführerin feco

Handwerk hat goldenen Tortenboden

Matthias Hümpfner (MH): Ich würde die Perspektive noch erweitern, weil unser Geschäftsgebiet als Volksbank pur mehrere Regionen umfasst, nicht nur Karlsruhe. Pforzheim, um ein anderes Beispiel zu nennen, wird sehr stark von der Goldindustrie geprägt. Diese Branche hat die Transformation geschafft und beliefert mit ihrer Feinmechanik-Expertise jetzt unter anderem die Automobilindustrie. Auch Baden-Baden ist in Sachen Dienstleistung und Tourismus im Wandel. All die von uns beiden genannten Beispiele belegen für mich den intakten Unternehmergeist hier in den Regionen.

Wie sorgen wir dafür, dass der Unternehmergeist in den Regionen intakt bleibt?

CF: Für uns ist es als Unternehmen wichtig, wachsam zu bleiben: Wie ändert sich die Gesellschaft? Wie verändert sich der Markt? Auf diese Fragen wollen wir bestmöglich reagieren. Dabei geht es vor allem darum, sich schrittweise zu verbessern, aber das Bewährte wie zum Beispiel Bescheidenheit und Verlässlichkeit zu bewahren. Kurz: eine gute Unternehmenskultur aufzubauen. Wenn das jeder auf seine Art macht, entsteht positive Veränderung.

„Wie ändert sich die Gesellschaft? Wie der Markt? Auf diese Fragen wollen wir bestmöglich reagieren. Wir wollen uns schrittweise verbessern, aber das Bewährte wie Bescheiden-
heit und Verlässlichkeit bewahren.“

MH: Ich glaube, wir brauchen wieder einen gewissen Stolz. Wenn wir täglich die Zeitung aufschlagen, sind wir vor allem mit negativen Dingen konfrontiert. Diese Fokussierung auf das Negative liegt uns Deutschen sehr. Wir vergessen dabei aber häufig, dass es auch viel Positives gibt – vor allem in den Regionen. Das habe ich bei meinen Gesprächen mit den Mittelständlern aktuell bestätigt bekommen. Wir haben einzigartige Unternehmen und tolle Forschungseinrichtungen. Wir entwickeln noch immer fantastische Technologien und sind dabei hochinnovativ. Natürlich haben wir Herausforderungen – steigende Energiekosten und zunehmende Belastungen durch Bürokratie, um nur zwei zu nennen –, aber es gibt viele Dinge, auf die wir stolz sein können und die uns Mut machen. Wir haben uns in der Vergangenheit mit der Zeit entwickelt – und werden das auch weiterhin tun.

Corona Feederle und ihr Bruder Klaus-Michael leiten die Geschäfte bei feco. feco ist ein führender Hersteller von raumbildenden Systemtrennwänden aus Glas und Holz, namhafter Einrichter von Büroräumen und Spezialist für New Work. In dem mittelständischen Familienunternehmen in der Technologieregion Karlsruhe arbeiten 120 Mitarbeiter von der Idee bis zur Montage Hand in Hand. Das Unternehmen hat Tradition: feco wird 1893 als Möbelfabrik in Oberndorf am Neckar gegründet. In den Neunzigern übernehmen Corona und Klaus-Michael Feederle als vierte Generation Verantwortung im Unternehmen. 2007 wird das feco-forum Am Storrenacker eröffnet und 2017 zum feco-Campus erweitert.


Ein wichtiges Stichwort für den veränderten Unternehmergeist ist „New Work“ (neue Art zu arbeiten). Ein Teil von New Work ist die Neugestaltung von Arbeitsplätzen. Was ist da Ihre jeweilige Perspektive?

CF: Wir als Raumplaner und Raumausstatter betrachten New Work natürlich aus der räumlichen Perspektive. Dabei geht es erst mal nicht nur um die Gestaltung, sondern auch um die Frage, was in den Räumen eigentlich stattfinden soll. Das klären wir zusammen mit dem Auftraggeber und seinen Mitarbeitern. Wenn wir dann verstanden haben, was das Unternehmen benötigt, entwickeln wir daraus Lösungen. Das Ergebnis kann sein, dass die Mitarbeiter sich wohler fühlen, dass sie selbst effizienter arbeiten oder besser mit ihren Kunden zusammen arbeiten können.

MH: Auch bei uns ist New Work ein großes Thema. Erstens beschäftigen wir uns mit der Umgestaltung von Arbeitsplätzen. Zum Beispiel haben wir bei uns auf der Vorstandsetage Zweierbüros. Das wäre vor zehn Jahren wahrscheinlich schwer vorstellbar gewesen. Wir bauen auch nach und nach andere Räume um. So sammeln wir Erfahrungen und lernen. Das zweite große Thema ist der neue Umgang mit Technik, der sich seit Corona dramatisch gewandelt hat. Außer mit der räumlichen Zusammenarbeit

beschäftigen wir uns intensiv mit digitaler Zusammenarbeit zwischen den Standorten und den Kunden. Und dann versuchen wir auch, Lösungen zu finden, die in keine Schubladen passen: Wir lassen zurzeit einen Bus zwischen den Standorten pendeln, mit dem die Mitarbeiter zu ihren Kollegen aus einer anderen Region kommen. Auf der Fahrt kann man sich mit den mitfahrenden Kollegen austauschen. Doch egal ob digital, mobil oder klassisch: Es geht am Ende immer darum, Räume zu schaffen, in denen die Leute Spaß haben und gerne arbeiten.

Was können wir noch besser machen, damit der Unternehmergeist in den Regionen erhalten bleibt?

CF: Es gibt bestimmt kein Patentrezept. Aber aus persönlicher Begegnung entsteht Vertrauen. Daraus entstehen dann neue Wege und ein regionales Miteinander, von dem alle profitieren.

MH: Für mich ist es wichtig, von anderen Branchen zu lernen. So entsteht ein neues Verständnis füreinander, das die Voraussetzung für gute Zusammenarbeit ist. In den Regionen gibt es glücklicherweise interessante Foren, um sich auszutauschen. Auch gerne mit Konkurrenz. Wir leben und arbeiten schließlich alle hier – und kennen uns.

Corona Feederle, Geschäftsführerin feco